Schwingungsschutz in der Getreidemühle

Ein interessanter Projektbericht

Lässt es sich im Gebäude einer Getreidemühle wohnen oder fallen die Tassen aus dem Schrank, wenn Aspirateur und Spelsensichter laufen?

Diese Frage stellte sich ein Investor, der eine historische Mühle betreibt und im gleichen Gebäude – quasi einen Raum weiter – Kurzzeitwohnen plant. Wir haben dort im alten, rohen Tennengebäude Grundlagenmessungen mit einem 3D-Geophon durchgeführt und die bei Maschinenbetrieb auftretenden Schwingstärken in allen Raumrichtungen bestimmt. Das Mühlengebäude und das alte Tennengebäude, in welchem Appartements eingebaut werden sollen, sind aneinandergebaut. Gebäudetrennfugen sind nicht vorhanden. Die Deckenbalken binden zum Teil in die gemeinsame Gebäudetrennwand ein.

Wie erwartet, haben die Messungen gezeigt, dass sich in der Mitte der Holzbalkendecken die stärksten Amplituden in vertikaler Richtung bilden. Eher unerwartet ergaben sich nahezu gleich starke Amplituden in Horizontalrichtung im Bereich der massiven Wände, die mit den Holzbalkendecken unentkoppelt und kraftschlüssig verbunden sind. 

Um diese Schwingungen gegenüber den geplanten Wohnräumen wirksam abzubauen, erarbeiten wir gegenwärtig ein Ausbaukonzept, welches mit einer ausschließlichen Entkoppelung der raumseitigen Schalen, also ohne das Einbringen zusätzlicher Beruhigungsmassen oder Festpunkte auskommt. Dazu werden wir spezielle Unterkonstruktionen für die verbleibenden Innen- und Außenwände wählen, die Sylomerlager-gestützt eine weit größere Entkoppelung besitzen als herkömmliche Federschienen oder C-Profile in U-Schienen. Die Abhangdecken werden wir mit ausreichendem Abstand zur Rohdecke und mit einer geringen Resonanzfrequenz ausstatten, die nicht im Bereich der Erregerfrequenzen liegt. Auch dazu werden wir spezielle Abhängesysteme mit maximalen Isoliergraden auslegen. Die Fußbodenaufbauten machen uns am meisten Sorgen, da werden wir voraussichtlich mit Trockenestrichen arbeiten, die eine effektive Trittschalldämmung sowie in den Gefachen punktuelle Masseelemente erhalten. 

Über das Ergebnis und über hoffentlich nicht zerbrochenes Porzellan werden wir nach Bezug der Wohnungen berichten.

Bildnachweis Titelbild: Mike Lewinski on unsplash